Die Maifeiern gehörten in jener Zeit zu den größten gesellschaftlichen Ereignissen des Jahres. Es waren buchstäblich Volksfeste, die zu solchen Gelegenheiten über die Bühne gingen. Aber nicht nur am 1. Mai verstanden es unsere Parteifreunde von früher, anständig zu feiern; sie fanden oft Gelegenheit dazu. Und so nimmt es nicht wunder, dass unsere Genossen ein scharfes Auge auf den Bierpreis warfen. Ein beredtes Zeugnis sozialdemokratischen Unwillens gegen eine Bierpreiserhöhung lieferte eine Versammlung am 12. Mai 1910, die im „Deutschen Kaiser“ von Johann Brunner abgehalten wurde. Es referierte ein Herr Käser, der die Mehrheitsparteien im Reichstag äußerst scharf angriff, weil sie dazu beigetragen hätten, dass die Reichssteuererhöhungen dem kleinen Bürger aufgehalst worden wären, wie es nun an der Bierpreiserhöhung zu spüren sei. Käser vertrat die Ansicht, dass die Brauereien die Steuern zu tragen im Stande gewesen wären. Gastwirt Brunner wies darauf hin, dass die Brauereien nach dem Gesetz berechtigt seien, die neue Steuer den Wirten aufzurechnen, der Wirt also machtlos sei. Man höre und staune: Die Versammlungsteilnehmer verpflichteten sich in einer Resolution, „den Bierkonsum auf das geringste Maß einzuschränken, falls die Bierpreiserhöhung durchgesetzt werden sollte“. Die Wirte sollten durch den Konsum anderer Artikel unterstützt werden. Die Bierpreise wurden zwar schließlich doch erhöht, was allerdings dem Durst unserer Genossen keinerlei Abbruch tat – kein Wunder bei den vielen Reden auf all den Versammlungen! Ein großer Tag war die Stadterhebung am 25. August 1911. Johann Brunner, der Unermüdliche, nahm die Gelegenheit beim Schopf und gründete einen „Heimat- und Bürgerverein“, über den er sich neue Sympathisanten für die SPD erhoffte. Das ist anscheinend gelungen, denn bei den Gemeinderatswahlen am 23. November 1911 brachten die Sozialdemokraten, die es bisher immer vergeblich versucht hatten, zum ersten Mal zwei Vertreter in den Stadtrat! Zu Gemeindebevollmächtigten wurden Johann Brunner und Ludwig Brandl gewählt. Auf der Ersatzliste stand Gustav Platz. Die Sozialdemokraten waren nun auch in Starnberg salonfähig geworden
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