Die ersten sozialdemokratischen Bewegungen in Starnberg sind erst wieder am 8. November 1918 festzustellen, als sich ein Arbeiterrat konstituiert. Noch am 11. Januar 1919 sprach der damalige Ministerpräsident des bayerischen Volksstaates in Starnberg, der Führer der unabhängigen bayerischen Sozialdemokraten, Kurt Eisner. Am 21. Februar 1919 wurde er ermordet. Dies war fast wie ein Startschub zu einer revolutionären Entwicklung, die auch den Starnberger SPD-Mitgliedern viel Unruhe bringen sollte. Eine Auswirkung davon ist die Absplitterung einer unabhängigen sozialistischen Ortsgruppe Starnberg. Dies war die neue Linke von 1919. Die gemäßigten fanden sich in Starnberg unter dem neuen Ortsvorsitzenden Max Zimmermann zusammen, der für die Partei alter Prägung eintrat und ganz energisch gegen die Kommunisten vorging. Durch diese Haltung kam es zu einer begrenzten Zusammenarbeit mit den bürgerlichen Parteien. Die Angst vor den radikalen Kräften war anscheinend so groß, dass man sich zur Gründung eines „Arbeitsausschusses der rechtsstehenden Parteien Starnbergs“ entschloss. Dort wirkte auch die SPD mit (!), die dann zusammen mit den anderen Gruppen auf einem gemeinsamen Wahlvorschlag „Einig“ für die Gemeinderatswahlen kandidierte.
Die SPD schnitt damals enorm gut ab; sie brachte sieben Vertreter in den Stadtrat. Es waren dies: Ludwig Brandl, Gustav Platz, Josef Geislinger, Christoph Geßler, Michael Pulver, Max Zimmermann und Josef Pettinger. Die Bayerische Volkspartei brachte es auf fünf, die Deutsch-Demokraten konnten nur vier Vertreter in den Stadtrat entsenden. Trotzdem war damit für die SPD der Kampf gegen das Establishment keineswegs überwunden. Vielmehr war dieses gute Wahlergebnis nur ein Geschenk auf Zeit. Und einen konservativen Bürgermeister hatte man sowieso noch nie verhindern können. Bis heute nicht!
Ein historischer Tag war für Starnberg und seine SPD der 28. Oktober 1920, als Adolf Hitler zum ersten Mal im Gasthaus „Zur Eisenbahn“ sprach. Damit wurde eine Epoche eingeleitet, die für die Genossen Kampf, Furcht und Unterdrückung bedeutete. Unter dem öffentlichen Druck, vor allem der aufkommenden radikalen NSDAP, ging die Aktivität des Starnberger Ortsvereins erheblich zurück. Kein Wunder, wenn man sich nicht sicher sein konnte, ob man auf dem Nachhauseweg von einer SPD-Veranstaltung grobschlächtigen Nazischergen in die Hände lief oder damit rechnen musste, dass der Vorgesetzte am Arbeitsplatz ein Angehöriger der NSDAP war. Die Hetze gegen die SPD war in dieser Zeit unbeschreiblich. Bei den Wahlen konnte die SPD der Plakatflut der anderen Parteien wegen Geldmangels in keiner Weise folgen
Kompliment für den “Blick in die Vergangenheit” – diese “Serie”” hebt sich wohltuend von vielen Banalitäten des Alltags ab! Ein Blick zurück schärft den Blick für Gegenwart und Zukunft.